German Rum Festival 2016

Gratulation an das Team um Dirk Becker, denen es innerhalb von 6 Jahren gelungen ist, das mittlerweile weltgrößte Rum-Event auf die Beine zu stellen! Mit 107 Marken, die insgesamt 400 unterschiedliche Abfüllungen präsentierten, blieb wirklich kein Wunsch offen. Unterschiedliche Tasting-Masterclasses gaben allen Interessierten Gelegenheit, Rum und seine Geschichten aus nächster Nähe erleben zu können.
Und der Zuspruch der Rumsucher war groß! Am frühen Samstag-Abend fast zu groß, an manchen Ständen war viel Geduld gefragt, um bis zum „Objekt der Begierde“ vorzudringen!
 
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Aus gutem Grund waren wir deshalb schon gleich zu Beginn in der Halle, um in Ruhe alle neuen Rums in Ruhe testen zu können (und auch ein paar alte Bekannte, denn selbst das Rum Paradise Team hat noch nicht alle Rums im Lager probiert…). Die Händler und Hersteller hatten auch noch genügend Zeit, unsere Fragen in aller Tiefe zu beantworten.
Hier eine Auswahl der neuen Rums, die zum größten Teil auch sehr bald in unserem Shop verfügbar sein werden!
 

Neue Rums 2016

Austrian Empire Navy Rum

Wer hätte gedacht, dass es eine Zeit gab, in welcher Österreich die fünftgrößte Marine der Welt unterhielt? Kein Witz. Und wo gesegelt wurde, da gab es auch Rum… und dieser Rum findet nun eine Art Auferstehung in Form des „Austrian Empire Navy Rum“, den es in 4 Abfüllungen gibt:
 
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Der Ursprung ist in der DomRep, er erinnert geschmacklich ein wenig an den Presidente (der am Abend immerhin die Goldmedaille gewann!), ist gut ausgewogen zwischen Karamellnoten, Würze und – die älteren Versionen – angenehmen Fruchtnoten in der Nase. Bei den German Rum Awards am Abend gelang gleich der Sprung aufs Treppchen, die Silbermedaille in der Kategorie Solera.
Ebenfalls ein interessanter neuer Rum aus der DomRep ist der Ron Espero XO anejo. Eine Kreation, die sicher ein breites Publikum erreichen wird, Liebhaber von Botucals Reserva Limitada oder Centennario 20 anos werden hier sicher auf ihre Kosten kommen!
 

Maund Rum aus der Schweiz

Ein Highlight, das sich sehr bald auch in unserem Shop finden wird ist der Maund Rum aus der Schweiz! Tatsächlich ein Alpen-Rum, dessen Grundbestandteile allerdings aus Jamaica stammen. In der Schweiz erfährt er seine letzte – und erstaunliche – Veredelung in alten Weinfässern. Das Ergebnis ist äußerst gelungen: die typische Charakteristik von Jamaica Rums bleibt zwar im Hintergrund erhalten, doch die strengen Noten, mit welchen nicht jeder etwas anfangen kann sind leckeren Noten von Schokolade und ein wenig Frucht gewichen. Unser Geheimtipp!
 
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Jubiläumsrum von Centenario

Etwas ganz Besonderes hat sich Ron Centenario für alle Fans dieses legendären Rums aus Costa Rica einfallen lassen: den Jubiläumsrum zum 30-jährigen Firmenbestehen, limitiert auf 1.200 Flaschen und handnummeriert. Er wird Mitte November im deutschen Zoll eintreffen – und ihn hoffentlich schnell in unsere Richtung verlassen! Wenn Sie unseren Newsletter empfangen, so werden wir Sie nach Erscheinen sofort informieren.
 
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Botucal Mantuano

Botucal bringt neu den Botucal Mantuano, der den bisherigen Reserva und Anejo ersetzt (Achtung: der Botucal Reserva Limitada ist nicht betroffen!) Der Mantuano passt sein Design in die bestehende Reihe ein und ist preislich ein günstiges Einsteigerangebot.
 
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Neu vorgestellt wurde auch der Prohibido 15 anos, der geschmacklich ein sehr deutliche Steigerung zu seinem „kleineren Bruder“ darstellt. Wer diesen Rum noch gar nicht kennt oder sogar vom „normalen“ Prohibido ein wenig enttäuscht war wird hier sicher auf seine Kosten kommen.
 

Kirk Sweney

Die Dominikanische Republik ist eine der großen Rum-Nationen und immer wieder erblicken überraschende Kreationen das Licht der Welt. Diesmal ist es ein Hersteller aus den USA, der eine neue Marke kreiert hat, sehr schöne Flaschen dazu gefunden hat und so die Palette der DomRep und einen interessanten Kandidaten erweitert hat: Kirk Sweney (von 3 Badge Beverage Corporation).
 
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Dies war eine Auswahl interessanter Neuvorstellungen. Weitere neue Rums werden wir im Lauf der nächsten Wochen in den Shop aufnehmen und in der Rubrik „Neue Rums“ auffindbar machen!
  

The German Rum Awards

So wie das German Rum Festival sich zur größten Rum-Messe der Welt entwickelt hat, so haben sich auch die dort vergebenen deutschen Rum-Preise zu einer der wichtigsten Auszeichnungen in der Rum Szene gesteigert.
 
Hier einige Highlights (und wir freuen uns, dass wir viele der prämierten Rums bereits in unserem Angebot haben!)
 
Solera

  • Gold Presidente Martis 15yo
  • Silber Austrian Empire Navy Rum
  • Bronze Santa Teresa 1796

 
5 – 8 Jahre alter Rum

 
9 – 12 Jahre alter Rum

 
Die vollständige Übersicht finden Sie auf den Seiten des German Rum Festivals

Rum Paradise Rum Cruise in die Karibik

„Rum is the answer, but what is the question?“

Mit dieser elementaren Frage begab sich Rum Paradise in Person von Thomas Eisinger als Skipper zusammen mit 11 Liebhabern der edlen Spirituose 14 Tage auf einen Katamaran, um in der karibischen Heimat des Rums Antworten zu finden. Oder eher Fragen!?
 


 
Start war in St. Martin / Sint Maarten, einer kleinen Insel nördlich von Antigua. Das Besondere an ihr ist ihre Zweiteilung: halb holländisch, halb französisch. Praktisch: der französische Teil gehört zur EU (wie auch Martinique oder Guadeloupe) und man zahlt ganz einfach in Euro…

Von dort ging es gleich einmal 150 km übers Meer zu den British Virgin Islands (BVIs). Vom deutschen Winter noch ganz blass war das erste Ziel zunächst zwei Tage am Strand zu verbringen um sich ein wenig zu akklimatisieren. Zum Glück gibt es auf Virgin Gorda einen der schönsten Strände der Welt: The Bath. (Die Seychellen können auch nicht schöner sein). Der Skipper kannte aus einer vorherigen Reise einen wunderbaren Platz mit gemauertem Grill, wo der Abend wunderbar ausklang.

 

Nach unseren Informationen sollte es auf der ehemaligen Pirateninsel „Jost van Dyke“ noch einen unentdeckten Rum geben, nämlich bei Foxy’s, der berühmtesten Bar in den BVIs. Nach ein paar Stunden Segeln kamen wir dort an, in einer mit Booten gut gefüllten Bucht. Und Foxys empfing uns gleich mit großem Barbecue und – tatsächlich einem eigenen Rum: „Foxy’s Firewater“. Voller Entdeckerfreude machten wir uns ans Testen – doch die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Ein nicht besonders ausgereifter Rum aus der DomRep, importiert und etikettiert original von Foxy’s. Das war nicht, wonach wir suchten.

 


 
Die nächste Station war die Cane Garden Bay auf Tortola wo die Callwood Destille auf uns wartete. Sicher eine der ganz wenigen Destillen, zu denen man am Sandstrand entlang laufen konnte! Und auch hier erwartete uns eine Überraschung: die Destille sah mehr nach einem Museum aus, als nach einem laufenden Betrieb. Aber sie hatten 4 Rums zum Verkosten: einen weißen, einen Rum Likör, einen 4-jährigen und einen 10-jährigen Rum.

 


 

Der weiße Rum ist nicht fassgelagert und nur zum Mixen gedacht, der Rum Likör für Liebhaber süßeren Rums. Was hatten die beiden anderen zu bieten? Der 4-jährige Arundel schmeckt wie ein junger Rum, der noch erwachsen werden möchte, der Preis von 10 Dollar ist sicher angemessen. Zumindest eines war klar: wir hatten es in jedem Fall mit sehr ehrlichen Rums zu tun, die Fässer lagen direkt vor uns und die Pot Still draußen im Hof war nach über 200 Jahren bestimmt gut „eingefahren“!

 

Nun also zum länger gelagerten 10-jährigen Arundel: in der Nase nur leichte Frucht, recht mild; am Gaumen Noten von Vanille und Holz, eher leichter Körper. Im Abgang mild aber recht schnell verflüchtigt. Insgesamt ein schöner leichter Rum, allerdings ohne bleibendes Erlebnis. Unsere Fragen zu einem möglichen Import nach Deutschland wurden schnell abgewiesen: der Rum wir nur hier vor Ort verkauft!
Dafür erhielten wir noch eine Führung und konnten die Maschinen besichtigen, die alle noch in Betrieb sind: die Zuckerrohrpresse, angetrieben von einem uralten 4-Zylinder-Motor, die Beschickung des Ofens und vor allem die Pot Still. Alles in allem ein wirklich schönes RUMprobieren vor genialer Kulisse. (wie ein anderer Bericht aus dem Jahr 2011 zeigt ist alles seither völlig unverändert 😉

 

Unser geplanter Besuch bei Pusser’s fiel leider aus, da wir wegen Motorschaden unsere Route ändern mussten. Machte aber nichts, dafür hatten wir noch Zeit, in Phillipsburg, der Hauptstadt von holländisch Sint Maarten – einem Freihafen (zollfrei) nach Rum-Raritäten zu suchen. Tatsächlich waren die Regale sehr gut bestückt. Einige einheimische Rum Liköre („Guavaberry“ ist die lokale Spezialität) waren stets auch dabei, aber derartig süß, dass wir lieber die Finger davon ließen. Wir fanden u. a.:

    • eine vollständige Auswahl an Ron Diplomatico (in Deutschland heißt er „Botucal“) incl. dem Flaggschiff „Ambassador“
    • eine Menge Ron agricole (von den französischen Inseln, Z. B. H.S.E aus Martinique)
    • den absoluten Edel-Rum von Brugal „Papa Andres“ für schlappe $ 1.500

und überall Captain Morgan…

 


 

Das Überraschende daran war: die Preise waren trotz „zollfrei“ genauso wie bei uns im Shop! Wer hätte das gedacht…
Insgesamt ein wunderschöner Trip, eine Kombination aus Segeln, Rum Experience, wunderschönen Buchten und echtem karibischem Flair. Wohin es des nächste Mal geht? Mal sehen…
 


 

(wer Interesse hat kann sich auf eine Liste setzen lassen und wird bei neuen Plänen angeschrieben: thomas@rum-paradise.de)
 
Rum Sunset
 

5. German Rum Festival und die deutschen Rum Awards

Am 3 und 4. Oktober 2015 fand in Berlin die 5. Deutsche Rum Messe statt (5th German Rum Fest). Das Rum Paradise Team war wieder vor Ort um aus erster Hand das Neueste vom Rummarkt zu erfahren und natürlich den einen oder anderen Tropfen auch selbst zu probieren! Am Sonntag wurden die Gewinner des German Rum Awards bekannt gegeben und neben einigen neuen Namen fanden sich einige Rums, die wir auf unseren Tastings auch selbst schon mit sehr guter Resonanz ausgeschenkt hatten.

 

 

Die Messe
Die Menge der Besucher, die in die Station Berlin (am Gleisdreieck) strömen wird jährlich größer. Glücklicherweise waren wir bereits ganz zu Beginn vor Ort und konnten noch ungestört die ersten Gespräche führen. Gleich zu Beginn trafen wir das Team von Tres Hombres, das ihre vier neuen 2015er Rums präsentierte. Vom 21 jährigen Solera aus der DomRep waren wir sehr angetan, er ist ein würdiger Nachfolger des letztjährigen Blends. Und dieser Meinung war am Sonntag auch die Jury, die ihn mit der Goldmedaille bei den „Soleras“ belohnte.

 

Ein Highlight war unser nächster besuch am Stand von „Origenes“, wo wir Don Pancho, einen der berühmtesten Roneros der Welt persönlich sprechen konnten! Mit seinen fast 80 Jahren ist er eine Legende unter den Rumliebhabern. Er ist äußerst vital und wir dürfen in den nächsten Jahren sicherlich noch einiges von ihm erwarten. Sein Origenes 30yo gewann dann auch prompt den Silver Award in der höchsten Klasse „Luxury“.

 

Weiter ging es zu „Ron Esclavo“, einer neuen Marke aus dem Hause Oliver&Oliver (auch: Opthimus, Quorhum, Presidente u. a.). Die neuen Kreationen liegen geschmacklich zwischen Opthimus und Quorhum, d. h. sie vereinen einen milden Ersteindruck mit immer stärker werdender Kraft und bieten einen wunderbaren Nachhall im Abgang. Besonders begeistert hat uns der Esclavo in Fasstärke (65%) der – unverdünnt – zeigt, was jenseits der eher eher gefälligen Blends machbar ist. (ab Ende Oktober bei uns im Shop).
Eine Neuerung auch bei Botucal, wir durften den neuen Jahrgangsrum 2001 probieren (ab November lieferbar!). Und es war eine echte Freude, denn er übertrifft den 2000er aus unserer Sicht bei Weitem. Ansonsten ist natürlich der Botucal Exklusiva Reserva der Klassiker schlechthin bei den beliebten Rums der Mittelklasse. Offensichtlich gelingt es Botucal hier, die Qualität zu halten.
 
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Eine weitere Neuheit präsentierte Don Papa, den 10-jährigen großen Bruder. Der einzige philippinische Rum war in der Nase sofort als echter Don Papa erkennbar, konnte dann am Gaumen und im Abgang aber klar überzeugen: feinere Struktur und etwas milder als sein jüngerer Bruder wird der Don Papa 10 years old ganz sicher seine Liebhaber finden. Wir versuchen ihn so schnell wie möglich anbieten zu können!

 
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Ein echtes Highlight gegen Ende war auch der Stand von Cognac Ferrand, dem Mutterhaus der Plantation Rums. Die Franzosen haben ein äußerst geschicktes Händchen darin, Rums aus der gesamten Karibik aufzukaufen und in ihren eigenen Fässern zu veredeln. Dies gelingt ihnen so gut, dass einige Jahrgänge immer schon nach kurzer Zeit ausverkauft sind. Zum Glück ist der Plantation 20th Anniversary noch in ausreichender Stückzahl lieferbar, denn er ist einer unserer Lieblings-Rums!
Insgesamt war das German Rum Festival wieder einmal ein schönes Erlebnis! Die Fachgespräche und Fachsimpeleien waren wunderbar und wir haben bemerkt, dass Rum anscheinend wirklich im Trend liegt.
 


Die German Rum Awards

Dirk Becker, seines Zeichens German Rum Ambassador und Veranstalter der Messe, rief die Elite der Rum-Kenner zu sich nach Berlin. Und sie kamen, nicht zuletzt um Preise zu vergeben.

 
Die vollständige Liste aller gewählten Rums findet sich hier (wir stellen an dieser Stelle einige Highlights vor):

 
Kategorie „Solera“

Destillen-Tour Flor de Caña, Nicaragua

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Nicaragua ist schön, Chichigalpa ist unvergesslich„: Diesen Spruch findet man überall in Chichigalpa – auf Wänden, Mauern und Plakaten. Für Rum-Liebhaber ist Chichigalpa auf jeden Fall unvergesslich. Denn die Stadt im Nord-Westen des Landes, am Fuße des San Christobal-Vulkans, ist die Zucker- und Rum-Hauptstadt von Nicaragua und Heimat von Flor de Caña, der meist-prämierten Rum-Marke der Welt. Mit über 130 Auszeichnungen in 10 Jahren ist Flor de Caña eine der führenden Rum-Marken in Zentralamerika und weltweit bekannt. Grund genug, der Destille einen Besuch abzustatten.

 

Während die kleinen, unbekannten Destillen in Mittelamerika zum Teil froh sind, wenn sich Gäste für ihren Prozess der Rum-Herstellung interessieren und sich spontan Zeit nehmen, läuft es bei Flor de Caña ungleich professioneller und organisierter ab. Die Tour kostet 20 US-Dollar – für  nicaraguanische Verhältnisse eine stolze Summe. Entsprechend hoch sind meine Erwartungen…

 

Das Firmengelände ist so groß, dass die Teilnehmer der „Rum-Tour“ mit überdimensionierten Golfwagen 4 Mal am Tag, 7 Tage die Woche über das Gelände zu den einzelnen Stationen der Besichtigungstour gefahren werden. Das Areal umfasst 12 weiße Tanks für Alkohol und Melasse, mit je 1 Million Liter Fassungsvermögen.  Sie erinnern entfernt an große Gas-Kessel, die man auch in unseren Gefilden findet. Darüber hinaus unterhält Flor de Caña 13 Lagerhallen, in denen je nach Größe 15.000 – 30.000 Fässer reifen, sowie ein Museum, Verpackungsgebäude und Büroeinheiten.

 

Die Tour ist in 6 Stationen unterteilt:

  • Esatión Chichigalpa
  • Cine Adela
  • Reserva de la Familia
  • Embarrilado
  • Bodega Slow-Aged
  • Museo Flor de Caña

 

1) Esatión Chichigalpa


Die erste Station heisst „Bahnhof von Chichigalpa„. Die Überreste des alten Bahnhofs befinden sich nur 50 Meter Luftlinie vom ersten Stop der Tour. Ähnlich einer überdachten Haltestelle ist auch die Station gestaltet. Dort kann man die alte Lokomotive #5 besichtigen, mit der seit 1890 – dem Jahr der Firmengründung – Arbeiter und frisch-geschnittener Zuckerrohr auf das Gelände transportiert wurden. Heute befindet sich die Zuckermühle ungefähr 5 Kilometer nord-östlich, inmitten der Zuckerrohrfelder von Chichigalpa. Die Gegend hat den nährstoffreichsten Boden des ganzen Landes. Grund genug, dass sich das Unternehmen Ende des 19. Jahrhunderts hier ansiedelte.

 

Yader – der Guide – lässt Gläser mit Melasse herum gehen. Melasse ist ein Zuckersirup, den die Destillen vergären um daraus Rum zu destillieren. Die klebrige Masse ist dunkelbraun bis schwarz und mit einem beigen Schaum bedeckt. Die Melasse riecht süßlich und ist so zähflüssig, dass sie sich auch bei starkem Schwenken des Glases kaum bewegt.

2) Cine Adela


Vorbei an Lagerhallen und weißen Tanks geht es zur zweiten Station dem „Kino Adela„. Es ist nach Adela Pellas, der Frau des damaligen Firmenchefs Carlos Pellas benannt und war früher wirklich ein Kino. Es sollte die Mitarbeiter der San Antonio Zuckermühle bei Laune halten und spielte zwischen 1966 und 1992 regelmäßig Vorführungen. Yader führt uns in das Museum und lässt einen etwa 5-minütigen PR-Film laufen.

 

Der Film ist allerdings etwas schülstig, wie ich finde: Alte Männer stecken ihre Nasen in Rum-Gläser, der Firmengründer hält eine pathetische Rede, wie er sich freut, dass wir Interesse an seinem Unternehmen zeigen – selbstverständlich hat auch er ein Rum-Glas vor sich. Er hat sich zwischen perekt ausgeleuchteten Rum-Fässern platziert. Dann berichten Mitarbeiter und Politiker, was Flor de Caña alles für sie und die Region getan hat. Eines wird aus dem Film jedoch unmissverständlich klar: Die Größe, Professionalität und Vorreiterstellung, die das Unternehmen in Punkto Einfluss und Umweltschutz mittlerweile in Nicaragua eingenommen hat ist beinahe unvorstellbar. Flor de Caña unterstützt Krankenhäuser und Schulen, vergibt Stipendien – die Mitarbeiter können auf kostenlose medizinische Versorgung zugreifen. Neben der Rum-Sparte Flor de Caña, gehören auch Wasser, Energie und Zucker zum Geschäftsfeld. Und alles hängt mit dem Zuckerrohr zusammen.

 

Ein Teil der Zuckerernte wird für die Rumherstellung verwendet. Die ausgepressten Zuckerrohrfasern werden verheizt und treiben Generatoren an, die nicht nur den eigenen Energiebedarf decken, sondern auch in das Stromnetz eingespeist werden. Flor de Caña ist so groß, dass damit circa 10% des Energiebedarfs des ganzen Landes abgedeckt werden. Darüber hinaus recycelt das Unternehmen jedes Jahr 98% des benutzten Wassers, 250 Tonnen Karton, 700 Tonnen Glas und pflanzt 50.000 Bäume. Sogar der Projektor im Cine Adela war der erste seiner Art in Nicaragua.

 

Diese Zahlen waren sehr beindruckend, doch die Selbst-Beweihräucherung macht mich auf einmal durstig, zumal es in Nicaragua auch kein Geheimnis ist, dass die Arbeitsbedingungen für viele Arbeiter – die von Flor de Caña nicht ausgenommen – zum Teil so katastrophal sind, dass viele Menschen erkranken. Als könnte Yader meine Gedanken lesen, bricht er die PR-Veranstaltung ab und geleitet uns zur nächsten Station.

3) Reserva de la Familia

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Nun geht es ans Probieren! Das „Familien-Lagerhaus“ sieht wie eine kleine Kapelle aus, über die man über einen langen Gang in einen kühlen Keller gelangt. Vorbei an Fotos von alten Männern, die wieder ihre Nase in Rumgläser stecken kommt man in den privaten Tasting-Raum der Eigentümer-Familie Pellas. Hier wurden früher Rum-Tastings abgehalten und die wertvollsten Tropfen des Hauses gelagert.

 

Der Raum ist sehr beindruckend und geschmackvoll eingerichtet. Wenn man die Augen schließt, die angenehme Kühle auf der Haut spürt und den Duft der alten Fässer einsaugt, fühlt man sich sofort in die Mitte eines Tastings von „La Familia“ versetzt, in dem gerade ein Meister-Rum kreiert wird. Schöne Fässer dienen als Tische, drum herum sind edle Barhocker gruppiert. Alle Möbel sind aus alten, hauseigenen Fässern gefertigt.

 

Auf einem großen Glastisch steht bereits unsere Verkostungsprobe bereit: der am meisten ausgezeichnete Rum aus Nicaragua. Ein reichlich-eingeschenkter 18-jähriger Flor De Caña Centenario Gold schimmert in einem überdimensionierten, bauchigen Glas. 6 Platin-Auszeichnungen und 8 Goldmedaillen bei internationalen Spitzenveranstaltungen wie beispielsweise dem San Francisco World Spirit Competition lassen uns fast ehrfürchtig werden. Edwin, ein Rum-Sommelier, führt mit uns eine professionelle Rum-Probe im Stil des Hauses durch. An seinen Ausführungen, Erläuterungen und vor allem wie er dieses Tasting in Szene setzt, merkt man wieder, wie professionell Flor de Caña arbeitet. Es wird nichts dem Zufall überlassen.

 

Das Rum Tasting ist ein unvergesslicher Augenblick. Edwin geht mit uns die einzelnen Schritte durch und erläutert seine Vorgehensweise. Auch wenn dies nicht mein erstes Rum-Tasting ist, so freue ich mich doch wie ein kleiner Junge darüber, mit welchem Herzblut er „seinen“ Rum präsentiert. Der Centenario ist ein dunkler Rum, der beim Schwenken des Glases rote und bernsteinfarbene Nuancen Preis gibt. Auffällig sind die vielen „Beine“ oder „Tränen“, die am Glasrand hinunter laufen – ein Zeichen, dass es sich wirklich um einen alten Rum handelt. In der Nase machen sich als erstes die schweren Eichholz-Noten sowie einige Gewürze bemerkbar. Nach weiterem Schwenken gesellen sich geröstete Nüsse und Karamellnoten hinzu. Mir scheint, dass das Gläser-Schwenken der Herren Tasting-Kollegen den Raum mit schweren Eichenholz-Tönen ausfüllt.
Im Mund ist der 18-jährige Flor De Caña Centenario Gold erstaunlich trocken, was meiner Meinung nach durch einen leicht ledrigen, aber sehr interessanten Geschmack verursacht wird. Zu Beginn schmeck man sanfte Karamell-Töne und Gewürze heraus. Sofort gesellen sich Eichenholz-Noten hinzu, die von nun an die Mundhöhle dominieren. Dieser Geschmack bleibt im Abgang – ich höre sogar einen Mit-Tester sagen, dass er ein leicht pelziges Gefühl am Gaumen spürt.

 

Zum Erstaunen der Teilnehmer beendet der Sommelier sein Tasting damit, dass er einen Schluck des Rums über seine Hände gießt und diese – wie mit einer Handcreme – einreibt. Er riecht daran und presst die Hände aneinander, animiert uns, es ihm nach zu tun. So demonstriert Edwin, dass durch den 5-fachen Destillationsprozess jegliche Zuckerrrückstände verschwunden sind und durch das Fehlen von Zusatzstoffen weder ein Kleben noch Gerüche an der Hand wahrnehmbar sind.

 

Einen so außergewöhnlichen Rum in den geschichtsträchtigen „heiligen Hallen“ der Gründerfamilie zu trinken ist für einen Rum-Liebhaber ein absolut unvergessliches Highlight. Auch wenn einige meiner 7 Tasting-Kollegen verständlicherweise nicht ganz so pathetisch bei der Sache sind wie ich, beobachte ich doch den einen oder anderen, der sich vor dem Hinausgehen noch schnell die nicht-ausgetrunkenen Gläser von anderen Tour-Teilnehmern hinter die Binde kippt. Der Flor De Caña Centenario Gold scheint so zu munden, dass man nichts verkommen lassen will: ein besseres Urteil kann es auch für einen Rum der Spitzenklasse nicht geben.

4) Embarrilado

 

Leicht angeheitert begibt sich die Gruppe zur Küferei. Hier werden in mühevoller Handarbeit die Fässer zusammen gebaut, in denen später der Rum reift. Alle Fässer von Flor De Caña werden aus 1 jährigen American Standard Barrels mit einem Fassungsvermögen von 200 Litern gefertigt, in denen zuvor Bourbon gelagert wurde. Sie werden auseinander genommen, gereinigt und wieder zusammengesetzt. Um die Fässer abzudichten werden Plantanen-Fasern zwischen die einzelnen Elemente gepresst.
Anschließend füllt ein Mitarbeiter die Fässer mit Druckluft und verschließt sie. Mit Hilfe von Wasser wird dann nach Luftbläschen Ausschau gehalten. Sind die Fässer dicht, werden sie mit Alkohol befüllt, mit einem Barcode versehen und in die Lagerhallen gebracht. Ist dies nicht der Fall, durchschreiten sie den Prozess so lange, bis es nichts mehr zu beanstanden gibt.

 

Während bei Flor de Caña bis dato alles sehr steril und abgehoben wirkte, wird in der Fassmacherei klar, dass der Erfolg des Unternehmens in der traditionellen Rum-Herstellung liegt. In der Emarrilado wird alles von Hand erledigt. Es wird geklopft, geschoben, gespritzt. Hier macht man sich die Hände wirklich schmutzig um guten Rum herzustellen. 100 bis 150 Fässer schaffen die Arbeiter pro Tag. Besonders beeindruckt hat mich die Interaktion von Holz und Alkohol. Die einjährigen Bourbon-Fässer waren innen, also an der Seite, die mit dem Alkohol in Berührung kommt, tief schwarz und etwas porös. Man kann sich nur zu gut vorstellen, wie das Holz Jahr ein Jahr aus dem Rum Kraft, Farbe und Geschmack verleiht.

5) Bodega Slow-Aged

 

Zu Fuß geht es von der Embarrilado zum nächst gelegenen, kleinsten Lagerhaus. Die Bodega ist mit einem dicken Holztor und einem Isoliervorhang geschützt. Innen herrscht wieder Fotografie-Verbot. Auf 5 Etagen stapeln sich hier die Fässer. Über den Barcode auf jedem Fass, der „DNS“ des darin enthaltenden Rums, lässt sich so gut wie jede Information über Aging-Dauer, geplante Verwendung und Status des Reifeprozess auslesen. Auch hier fällt auf, dass alles sehr traditionell abläuft.

 

Die Lagerhallen sind aufgrund der Feuergefahr frei von Elektrizität. Es gibt also weder Licht noch Klima-Anlagen. Um die Temperatur so niedrig wie möglich zu halten, sind die Bodegas alle isoliert. „Zeit und Ruhe sind die wichtigsten Zutaten bei unserem Rum“, sagt Yader. Das einzige Mal, dass der Rum bewegt wird, ist nach der Hälfte der Reifezeit: Dann werden die zu Beginn mit 80%igem Alkohol gefüllten Fässer mit Wasser verdünnt: 40%iger Rum geht in den Export, der einheimische Markt wird mit 35%igem Rum bedient. Jede Lagerhalle enthält immer alle auf Lager liegenden Rum-Sorten. So verliert man im Falle eines Feuers nicht einen kompletten Jahrgang.

 

Mehr als Feuer fürchtet man jedoch etwas ganz anderes: Termiten. Yader meint, dass die Termiten Nicaraguas alle Alkohliker seien, und deswegen seinen Rum lieben. Mit einer dicken Kalkschicht am Füße der Lagerregale konnte man ihnen bislang ganz gut Herr werden.

6) Museo Flor de Caña


Das Museum ist die letzte Station einer wirklich beindruckenden Tour. Es befindet sich in einem überdimensionierten Rum-Fass, das von nicaraguanischen Architekten entworfen wurde. Das Museum ist als Rundgang mit zwei Ringen konzipiert. Im Äußeren Ring kann man sich über die Geschichte des Zuckerrohrs, die Hintergründe der Familie Pellas, über die Rumherstellung sowie die Auszeichnungen und Preise, die Flor de Caña bisher gewonnen hat, informieren. Über eine Treppe geht es in den ersten Stock, einen Barbereich, der den äußeren und inneren Ring verbindet. Dort erhalten die Teilnehmer der Tour ein letztes Mal die Möglichkeit einen Rum zu probieren.

 

Dieses Mal ist es ein 7-jähriger Rum mit Wasser vedünnt, angenehm erfrischend. Unser Guide gibt keine weiteren Erläuterungen zu dem Rum, also genieße ich den edlen Tropfen etwas abseits bei wunderschöner Aussicht auf den Vulkan San Christobal, der nur einen Steinwurf entfernt zu sein scheint. Frei nach dem Motto: „The Shot before the Shop“ geleitet uns Yader nun zum Abschluss der Tour in den inneren Ring des Fasses: den Merchandizing-Bereich.

 

Hier kann der Flor de Caña Fan zum Abschluss alles käuflich erwerben, was er sich nur vorstellen kann. Von den einzelnen Flor-de-Cana Rum-Sorten über lederne Untersetzer, Marmeladen und Kaffee mit Rum-Aroma, Gläser, T-Shirts bis hin zu Möbeln. Mich erinnert der Bereich etwas an die Fan-Shops der großen deutschen Fussballvereine. Hier wurde wirklich ganze Arbeit geleistet und man erkennt wieder das wirtschaftliche Kalkül von „La Familia“. Kichernd steigt die Gruppe die Treppen hinunter und stürzt sich in das Shopping-Vergnügen. Alkohol löst nicht nur die Zunge sondern auch das Portemonnaie.

 

Eine wirklich beeindruckende Tour bei einem wahren Rum-Giganten ist zu Ende. Hoffentlich verschonen die Eruptionen von San Christóbal – dem höchsten und einem der aktivsten Vulkane Nicaraguas – weiterhin die Zuckerrohrfelder und vor allem Chichigalpa. Es wäre schade um jeden einzelnen Tropfen Flor de Caña.

Destillen-Tour: Travellers Liquors LTD

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Es gibt sie noch. Die Schätze der Karibik. Ich spreche nicht von unentdeckten Piratenschätzen, sondern von den kleinen, in Europa meist unbekannten Rum-Destillen. Für Rum-Liebhaber ist der Besuch eines solchen Kleinods durchaus vergleichbar mit einer bisher unentdeckten, auf Grund gelaufenen spanischen Galleone. Auf dieser Destillen-Tour wollen wir Euch die Travellers Liquors LTD in Belize-City, Belize vorstellen.

 

Für all diejenigen, denen Belize auf Anhieb nichts sagt: Belize ist eine ehemalige Britische Kolonie und liegt an der mittelamerikanischen Karibikküste – umgeben von Guatemala im Westen und Süden sowie von Mexiko im Norden.

 

Goldmedaillen für die „Aged Dark Rums“ von Travellers

 

Während Belize in Europa bisher kaum als Ursprungsland guten Rums bekannt ist, hat das kleine Land mit den Aged Dark Rums von „Travellers“ in den letzten Jahren konstant Goldmedaillen auf den US-amerikanischen Rum-Festivals wie

  • der Rum Renaissance Fair in Miami
  • dem International Rum Fest in Florida oder den
  • San Franciso World Spirits

abgeräumt. Grund genug sich die Travellers Liquors LTD und natürlich die Rums etwas näher anzuschauen.

 

Travellers-Destillery: Tour und Tasting

 

 

 

Von außen sind die Gebäude der Destille eher unscheinbar. Man erkennt das Gelände jedoch an einem überdimensionierten 5 Barrel-Rum-Fass, das von der Straße aus gut sichtbar ist und auf einem Masten über dem Gelände trohnt. Die Travellers Liquors LTD liegt direkt am Philip Goldson Highway, 2,5 Meilen nördlich von Belize. Ein Wachmann empfängt mich am Taxi, und führt mich zu Jordan, meinem Guide für die Tour und das Tasting.

 

In Belize ist Regenzeit und innerhalb von Sekunden beginnt es draußen wie aus Kübeln zu regnen. Deshalb beginnen wir die Tour nicht draußen, sondern im Lager-Gebäude. Während Jordan mich durch das Lager führt, plaudert er aus dem Nähkästchen: Er berichtet über die Arbeit in der Destille, welche Rums er am liebsten trinkt und über das Export-Geschäft. Jeden Tag versendet Traveller 600 Kisten Rum, die meisten innerhalb von Belize und Mittelamerika, wobei hauptsächlich Bars und Supermärkte beliefert werden. Ein Teil der Ware geht nach Nordamerika.

 

Im „Aging Room“ lagern auf 6 Etagen 7.000 Fässer

Der „Aging Room“, sozusagen die heiligen Hallen, in denen der Rum zur Reifung lagert, ist ein beeindruckendes Gebäude: Auf 6 Etagen reihen sich über 7.000 Fässer mit einem Fassungvermögen von je 200 Litern, sortiert nach einzelnen Sorten. Auch wenn dies im Vergleich zu den großen Destillen beinahe wie ein Tropfen auf den heißen Stein wirkt, so lagert hier jedoch bei weitem mehr Rum, als man benötigen würde, um ein komplettes Hallenbad zu befüllen. Es riecht nach altem Holz und man kommt sich zwischen den vielen Fässern beinahe etwas verloren vor. Das Lager versprüht einen besonderen, altehrwürdigen Charme und  ich ertappe mich dabei, wie ich etwas leiser spreche – als wollte ich den wertvollen Reifungsprozess des Rums nicht stören.

 

 

Travellers nutzt gebrauchte American Standard Barrels der „Buffalo Trace Destillery“ aus Kentucky für die Rum-Produktion. Nach zwei Reifungen werden die Fässer ausgemustert, da sie nicht mehr genug Geschmacks- und Farbstoffe in den Rum abgeben, und an Möbelhersteller verkauft. Vor jedem Regal steht ein Fass im Gang, und erst als Jordan die erste Flasche Rum öffnet wird mir klar, dass ich vor einem Tasting-Tisch stehe und die Verkostung beginnt.

 

Die Produktpalette der Travellers Rums:

 

Travellers hat unterschiedliche Rums im Angebot.

  • Vintage-Rum
  • Aged Dark Rum
  • Gold Rum
  • Weißen Rum
  • Aromatisierten Rum

 

Jedes Jahr der Reifung zählt bei Travellers dreifach

 

Wir beginnen mit den Aged Dark Rums und verkosten als erstes den 1 Barrel Rum. Er ist der beliebteste Rum in Belize und mehrfacher Goldmedaillen-Gewinner. Die Bezeichnung „1 Barrel“ steht in diesem Fall für 1 Jahr Reifung. Das hört sich im ersten Moment sehr wenig an. Stolz verkündet Jordan jedoch, dass das Unternehmen unter dem Meeresspiegel liege und somit ganz anderen Druckverhältnissen bei der Reifung ausgesetzt sei als die Lagerstätten anderer Destillen. Deshalb müsse man bei Travellers pro Jahr der Reifung mindestens drei weitere hinzu addieren.

 

Leicht-karamellige Note mit Anflügen von Tabak

Auch wenn die Lichtverhältnisse für ein professionelles Tasting beinahe etwas schlecht sind und der Rum in kleinen Plastik-Bechern serviert wird, macht die Atmosphäre dieses kleine Manko schnell wieder wett. Wir fachsimpeln etwas über den Rum und Jordan bestätigt meine Einschätzung einer leicht-karamelligen Note mit Anflügen von Tabak. Am Gaumen fühlt sich der 1-Barrel zuerst leicht rauh und scharf an, ehe der Karamell-Geschmack schnell wieder aufblitzt, der von etwas Orange und Nuss begleitet wird. Alles in allem ein sehr angenehmer Rum, dessen viele US-Goldmedaillen meiner Ansicht nach absolut verdient sind. Während ich mir vorstellen kann, diesen Rum auch gut pur, vielleicht mit einem Eiswürfel zu genießen, schwört Jordan auf einen richtig starken Barrel-Coke.

 

Vom 1 Barrel- zum 3 Barrel Rum

Als nächstes ist der 3 Barrel Rum an der Reihe. Er reift 3 Jahre bevor er in den Handel kommt. Seine Farbe ist minimal dunkler, als die des 1 Barrel. In der Nase kommt der 3 Barrel etwas voller rüber. Man hat zwar immer noch die Karamell-Note präsent, sie wird nun aber von etwas Vanille und Eichenfass begleitet.

 

Der 3 Barrel schmeckt wie der große Bruder des 1 Barrel. Man erkennt die Verwandschaft, die einzelnen Charaktereigenschaften sind jedoch ausgeprägter. Er schmeckt latent süßer und das Eichholz schlägt sich auch im Geschmack nieder, was ihn um einiges runder wirken lässt als den 1 Barrel.

 

Den Abschluss der Verkostung der Aged-Dark Reihe macht der 5 Barrel. Der aufmerksame Leser hat die Bezeichnung mittlerweile verstanden: Er reift 5 Jahre. Laut Jordans Ausführungen („1 Belize Jahr mal 3“) kommen wir nun schon in den Bereich runder und alter Rums, was hoffnungsvolles vermuten lässt.

 

5 Barrel Rum: Eichenfass, Tabak und süße Gewürze

Der 5 Barrel ist noch eine ganze Spur reifer als die beiden ersten Rums. Beim 5 Barrel kann ich keine Karamel-Noten mehr erkennen, in meiner Nase dominieren Eichenfass und Tabak, die von süßen Gewürzen begleitet werden. Jordan empfiehlt, den Rum etwas atmen zu lassen, da er erst dann seine volle Kraft entfaltet. Im Mund bekommt der Karamel-Geschmack sein Revival und harmoniert sehr schön mit etwas Orange und Tabak, sodass sich der Rum wirklich außergewöhnlich rund präsentiert. Mit dem 5 Barrel ist dem Blender ein wahres Meisterwerk gelungen, das es meiner Meinung nach mit vielen Spitzenrums aufnehmen kann.

 

Vintage Rum und Maya-Kräuter-Mix

Dankend lasse ich die Gold-Rums und die weißen Rums aus. Mich interessiert vor allem noch der Vintage Rum und die Kräuterzusammensetzung der Liköre, da ich ungewöhnliche Geschmackserlebnisse liebe.

 

Der Don Omario 12-year Vintage Rum ist ein außergewöhnlicher Blend die noch von Master Blender Don Omario zusammengestellt wurden und nun sein Erbe ehren sollen. In der Nase erinnert mich dieser Vintage Rum ganz leicht an Noten von Schokolade, Kaffee sowie etwas Frucht, die nach einiger Zeit  – und einer sehr tabak-dominierten Phase – im Mund wieder auftauchen. Allerdings sollte man dem Don Omario Vintage Rum Zeit zum atmen geben, da er sonst sehr scharf wirkt. Die feineren Noten kristallisieren sich erst nach einiger Zeit heraus.

 

Danach probiere ich noch einen Likör mit Craboo-Geschmack, einer seltenen indigenen Traubenart, die nur in Zentralamerika vorkommt, sowie einen „Rain Forrest Rum Bitter“, einen Magenbitter der mit alten Maya-Kräutern versetzt ist, denen eine medizinische und aphrodisierende Wirkung nachgesagt wird.
Letzteres konnte ich vermutlich aufgrund der Hitze, der Uhrzeit – es war 10 Uhr morgens – und der voran gegangen Tastings nicht bestätigen. Eisgekühlt würde der Magenbitter jedoch sicherlich gut auf europäischen Tafeln passen. Craboo hingegen ist nicht mein Geschmack, doch das (mir viel zu) süße Aroma gefällt sicherlich einigen weiblichen Rum-Liebhabern und macht sich mitunter gut im einen oder anderen Cocktail.

 

Heritage Center: Rum-Geschichte in Belize

Nach dem Abschluss des Tastings begleitet mich Jordan in das „Heritage Center“, das Museum der Destille, und erzählt mir etwas zu den Hintergründen der Rum-Geschichte in Belize.

 

 

Den Namen hat Travellers vom ursprünglichen Unternehmen des Firmengründers Jamie Omario Perdomo: Er betrieb eine Bar in Belize City, und nachdem vorwiegend Reisende zu seinem Klientel gehörten, war der Name schnell gefunden: „Travellers“. In den 1950er Jahren war es in Belize Usus, dass Bars ihre eigenen Blends herstellten und diese flaschenweise verkauften. Der junge Jamie hatte ein besonders gutes Händchen für feine Blends, weshalb seine Bar sich zunehmender Beliebtheit erfreute. Da die Qualität der Rums zur damaligen Zeit für seine hohen Ansprüche nicht konstant genug war, ging er eine Partnerschaft ein und ließ eine Destille in der 80 km entfernten Hauptstadt Belmopan errichten. Seit dieser Zeit werden zwei Mal pro Woche Fässer von der Destille in die Zentrale nach Belize City geliefert, wo Reifung, Lagerung, Blending, Abfüllung und Verkauf abgewickelt werden. Nicht zu vergessen natürlich die Rum-Tastings – einer der Hauptgründe meines Besuchs. Noch heute ist das Unternehmen in Familienbesitz und wird von der 85-jährigen Witwe des Firmengründers sowie seinen beiden Söhnen geleitet.

Aus den 50er Jahren stammt auch der für die Region nicht gerade typische Recycling-Gedanke: Da zur Pionierzeit des Unternehmens entsprechende Glasflaschen Mangelware waren, konnten die Kunden ihre leeren Flaschen zurückbringen und gegen volle Flaschen tauschen. Sie bezahlten dann nur die Füllung. Auch heute noch werden so viele Flaschen wie möglich wieder zurück genommen, auf Schäden überprüft und wieder befüllt. Da der Absatz jedoch konstant steigt, muss die Destille mittlerweile ständig neue Flaschen dazu kaufen – meist aus China.

 

 

Die Rums der Travellers Liquors LTD werden bislang nicht nach Europa exportiert. Wer jetzt dennoch Lust auf die ausgezeichneten Rum-Sorten aus Belize bekommen hat, könnte seine Leidenschaft für guten Rum aber, wie ich, mit einer traumhaften Reise in die Karibik verbinden.